Josef PONTEN:
Der Babylonische Turm . Geschichte der Sprachverwirrung einer Familie . Roman - First edition
1918, ISBN: df590178a2d9e67b6eff76eb39bbd408
[ED: Halbleder], [PU: Deutsche Buch-Gemeinschaft G.m.b.H.], Servatius Josef Ponten (* 3. Juni 1883 in Raeren bei Eupen; † 3. April 1940 in München) war ein deutscher Schriftsteller,… More...
[ED: Halbleder], [PU: Deutsche Buch-Gemeinschaft G.m.b.H.], Servatius Josef Ponten (* 3. Juni 1883 in Raeren bei Eupen; † 3. April 1940 in München) war ein deutscher Schriftsteller, Kunsthistoriker und Geograph.
Servatius Josef Ponten verlebte seine Kindheit im Dreiländereck zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden in der Gegend von Eupen. Die niederrheinische Landschaft zwischen Rhein und Maas prägte ihn tief. 1890 zog die Familie nach Aachen, wo er am Kaiser-Karls-Gymnasium sein Abitur machte. Anschließend studierte Ponten ab 1903 Philologie in Genf und Berlin, 1904 bis 1908 Architektur und Kunstgeschichte in Aachen. 1908 heiratete er Julia Freiin von Broich (1880–1947), nachdem ihr Vater Carl Arnold Maria Freiherr von Broich, Schlossherr und Bürgermeister in Richterich bei Aachen, der seiner Tochter die Einwilligung zur Eheschließung mit dem kleinwüchsigen Mann verweigert hatte, gestorben war. Julia schrieb Gedichte und malte. Einem ihrer Brüder hatte Ponten während der Gymnasialzeit auf dem väterlichen Schloss Schönau Nachhilfestunden gegeben. Nachdem Josef Ponten das Studium zwischenzeitlich abgebrochen hatte, promovierte er 1922 in Bonn mit einer kunsthistorischen Dissertation über den Maler Alfred Rethel.
Ab 1920 wohnte das Paar in München. Als Autodidakt hatte sich Josef Ponten ein außergewöhnliches Wissen im Bereich Naturwissenschaften und Geschichte angeeignet, weshalb man ihn spöttisch „Doktor Allwissend“ nannte. In München bewegte er sich in literarisch ambitionierten Kreisen und lernte unter anderem Thomas Mann kennen, mit dem er seit 1919 brieflich verkehrte. Zuvor hatte Mann Pontens dritten Roman Der Babylonische Turm gelesen und war beeindruckt, wie seine Tagebucheinträge bezeugen. Er bezeichnete ihn als „naiven“ und „exzessiv deutschen“ Autor und versprach ihm, fortan alles zu lesen, was er schrieb. Er sei betroffen von dem „Urwüchsigen“ und „Echten“ seines Dichtertums. Die Freundschaft zwischen Mann und Ponten, die auch die Gattinnen einbezog, war intensiv und beruhte auf Gegenseitigkeit. Die Ehepaare trafen sich häufig zum gegenseitigen Vorlesen und unternahmen gemeinsame Fahrradfahrten in die Umgebung der Stadt. Die Beziehung wurde ab 1924 distanzierter, nachdem Ponten Thomas Mann als „Schriftsteller“, sich selbst aber als „Dichter“ bezeichnet hatte. Dennoch schlug Mann Ponten 1926 für die Aufnahme in die Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste vor. 1933 beendete Thomas Mann die Freundschaft einseitig, als Ponten sich zu Adolf Hitler bekannte.
Als freier Schriftsteller schuf Josef Ponten mit zehn Romanen und mehr als 20 Novellen ein umfangreiches literarisches Werk, in dem er Heimatkunst, expressionistische Elemente und Landschaftsbeschreibungen verband. Außerdem verfasste er kunstgeschichtliche und geographische Arbeiten. Sein Projekt einer „künstlerischen Erdbeschreibung“, für die er seit seinen Griechischen Landschaften (1914) bekannt war, floss in seine belletristischen Schriften ein. Sein von Thomas Mann und Hermann Hesse geschätzter, nach langer Entstehungszeit 1927 erschienener Roman Die Studenten von Lyon, der von fünf calvinistischen Märtyrern in Lyon (1553) handelt und ins Italienische übersetzt wurde, ist besonders stark von solchen Landschaftscharakterisierungen geprägt. Sein ab 1930 erschienenes Hauptwerk Volk auf dem Wege, Roman der deutschen Unruhe handelt von Auswanderern nach Russland. Ponten war 1925 zu einem internationalen Geographenkongress in die Sowjetunion eingeladen und dort auf die Wolgadeutschen aufmerksam geworden. Auf eine unbestimmte Zahl von Bänden angelegt, veröffentlichte er in den 1930er Jahren sechs Bände über die Geschichte deutscher Siedler an der Wolga und im Kaukasus. Pontens immer ausgreifendere Reisen führten ihn neben Russland auch auf den Balkan und nach Nordafrika. 1929 und 1937 bereiste er zusammen mit seiner Frau Nord- und Südamerika, wo das Paar weite Strecken in einem Buick zurücklegte. Dabei ging Ponten weiteren Auswandererschicksalen nach, die sich aber nicht mehr in seinen Büchern niederschlugen.
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten gehörte Ponten zu den Unterzeichnern einer auf Initiative Gottfried Benns entstandenen Loyalitätserklärung der Preußischen Akademie der Künste an Hitler zur Reichstagswahl vom März 1933. Desgleichen gehörte er im Oktober 1933 mit weiteren 87 deutschen Schriftstellern zu den Unterzeichnern des Gelöbnisses treuester Gefolgschaft Adolf Hitlers. Der Völkische Beobachter lobte Ponten als den „Epiker der Auslandsdeutschen“. 1936 wurde er mit dem Rheinischen Dichterpreis ausgezeichnet, 1938 mit dem „Münchener Dichterpreis“. Ponten trat offenbar nicht in die NSDAP ein, erwartete aber vom Regime Unterstützung für seine literarischen Projekte und Auslandsreisen. Pontens kulturkonservativer Landschaftsbegriff, dem unter anderem die Prägungen seiner Jugend und seine romantische Reiselust zu Grunde lagen, ließ sich leicht mit Blut-und-Boden-Vorstellungen zur Deckung bringen. Arnulf Scriba stellt Pontens Werke daher in eine Reihe mit den von „völkisch-nationalen Ideologeme[n] geprägten Volkstumsdichtungen und historischen Heimatromane[n]“ nationalsozialistischer Vorzeigeautoren wie Gustav Frenssen, Erwin Guido Kolbenheyer oder Wilhelm Pleyer, deren Ideen zumeist noch in ideologischen Strömungen aus der Zeit des Kaiserreichs wurzelten. Trotz konservativ-nationaler Grundeinstellung verstand sich Ponten aber auch als Kosmopolit, „Anti-Nationalist“ (Thomas Sprecher) und Pazifist. Persönlich hatte er sich ein eigenwilliges Bild vom Nationalsozialismus zurechtgelegt, das er auch schriftlich dokumentierte und in Interviews äußerte: Der „naturhafte Mensch“ könne vieles gelten lassen, und das „Wesen des echten Nationalsozialismus“ sei es, „Anerkennung zu geben“.
Bis in die 1930er Jahre waren Pontens Werke Bestseller. Nach 1945 wurde er als Anhänger des Nationalsozialismus betrachtet und kaum mehr gelesen. Der Thomas-Mann-Forscher Hans Wysling, der 1988 Pontens Briefwechsel mit Mann veröffentlichte, bezeichnet ihn im Vorwort der Ausgabe als „Mitläufer“. Von Werner Bergengruen stammt die Bemerkung: „Ponten war ein eitles, gespreiztes Männchen, auf den Erfolg bedacht und daher auch dem Nationalsozialismus gegenüber zu jeder Konzession bereit.“
Dennoch wurde er von nationalsozialistischen Kreisen, denen die völkerverbindenden Tendenzen in Pontens Werk aufstießen, um 1936 „schon heftig angefeindet“. Im Februar 1938 erschien in der Zeitschrift Der SA-Mann ein anonymer Leserbrief, der Ponten u. a. vorwarf, er sei „jüdisch versippt“, verkehre mit jüdischen Freunden im Ausland, verherrliche Sowjetrussland, habe sich despektierlich über Hitler geäußert (die Reden Hitlers enthielten „Binsenweisheiten“) und sei ein Bewunderer Thomas Manns. Ponten verteidigte sich in einem langen Brief, den er Joseph Goebbels zuspielte und in dem er zu der Freundschaft mit Mann steht: „Es war eine schöne Freundschaft zwischen 1920 und 1924. Sie wird einmal in die deutsche Literaturgeschichte eingehen. Wir alle, die wir uns am großen deutschen Roman mühten und mühen, verdanken Mann viel.“ In der Folgezeit wurde Ponten von der Gestapo beobachtet, sein 1928 erschienenes Europäisches Reisebuch wurde beim Verlag beschlagnahmt, seine Wohnung durchsucht und der Reisepass eingezogen. Auslandsreisen durfte er nicht mehr unternehmen. Der Zeuge, der die hitlerkritischen Äußerungen Pontens gehört haben soll, bestätigte die Vorwürfe allerdings nicht, worauf er auf freiem Fuß blieb. Kurze Zeit später starb Ponten an Angin, DE, [SC: 2.70], leichte Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, 8°, 444, [GW: 490g], [PU: Berlin], 1. Auflage (?)444, Banküberweisung, Internationaler Versand, [CT: Romane/Erzählungen / Familienromane]<